Zusatzpolicen machen viele Vorzüge einer privaten Krankenversicherung auch Kassenpatienten zugänglich. Es kommt aber auf die Details an
Deutschlands Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt. Die meisten Bürger sind Mitglieder einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) – entweder weil sie nicht über das nötige Einkommen für einen Wechsel in eine private Krankenversicherung (PKV) verfügen oder weil sie Vorteile wie die kostenlose Mitversicherung der Familie nicht aufgeben wollen. Die gesetzlichen Kassen bieten einen Basisschutz, dessen Leistungsumfang vom Gesetzgeber bestimmt wird. Doch es gibt Möglichkeiten, sich die besseren Leistungen der PKV trotzdem zu sichern: über eine Zusatzversicherung. Mehr als vierzig verschiedene Gesellschaften in Deutschland bieten solche Policen an, und jede von ihnen hat eine Vielzahl unterschiedlicher Tarife im Programm.
Neben den privaten Anbietern mischen auch die GKV in dem Markt mit, wobei diese die Privatleistungen in der Regel über Kooperationspartner aus der PKV anbieten. „Die haben allerdings nicht immer die besten Konditionen“, gibt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, zu bedenken. Sie rät deshalb, die verschiedenen Tarife und Angebote sorgfältig zu vergleichen. Zumal nicht jede Zusatzpolice auch wirklich sinnvoll ist. Ein Überblick über die wichtigsten Angebote:
Schutz aus dem Baukasten
Wichtige Zusatzversicherungen, Verträge in Millionen Stück*z. B. für Sehhilfen, Heilpraktiker, Vorsorgeuntersuchungen Quelle: PKV-Verband, Stand 2014
Stationäre Zusatzversicherung

Alle zwei Jahre eine neue Brille Die Leistungen einer Krankenzusatzpolice können individuell auf die Bedürfnisse jedes Versicherten zugeschnitten werden
Wer bei einem Krankenhausaufenthalt Vorzüge wie ein Einzelzimmer oder den Arzt seiner Wahl in Anspruch nehmen will, liegt hier richtig. Wie wichtig ihm solche Privilegien sind, muss jeder Versicherte für sich entscheiden. Weidenbach hält die Police für nicht so wichtig: „Das Einbettzimmer kann ich auch privat direkt im Krankenhaus bezahlen.“ Christoph Lampe findet den Schutz indes sinnvoll: „Bei einer schweren Erkrankung ist es beruhigend, wenn man sich Klinik und Spezialisten selbst aussuchen kann“, sagt der Abteilungsleiter Komposit-, Krankenund Pflegeversicherung für Swiss Life Select.
Je nach Leistung gibt es erhebliche Preisunterschiede: Ein Komforttarif, der zum Beispiel auch ein Reha- oder Kurtagegeld zahlt, die Zuzahlungen für Krankenhausaufenthalte übernimmt und eine freie Krankenhauswahl ermöglicht, kann für einen Dreißigjährigen pro Monat leicht mehr als 40 Euro kosten. Günstigere Tarife beginnen bei etwa 15 bis 20 Euro pro Monat.
Ambulante Zusatzversicherung
Über solche Verträge lassen sich individuell sehr unterschiedliche Leistungen abdecken, je nachdem, wie wichtig es dem Versicherten ist, dass etwa Heilpraktikerbehandlungen, Naturheilverfahren oder zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen abgedeckt sind. Auch die Brillenversicherung kann ein Bestandteil der ambulanten Zusatzversicherung sein. „Dabei handelt es sich meistens um eine Art Sparplan“, sagt Verbraucherschützerin Weidenbach. Wenn der Versicherer alle zwei Jahre eine Brille für 200 Euro bezahlt, wird die Police zwangsläufig mindestens 100 Euro im Jahr teurer. Es ist letztlich eine Frage des Geldbeutels und der eigenen Wünsche, was hier mitversichert werden kann und soll.
Die Kosten für den Versicherten variieren je nach Lebensalter und Leistungsumfang. So muss ein Dreißigjähriger für einen einfachen Basisschutz mit einer Prämienhöhe von ungefähr 10 Euro pro Monat rechnen, eine Komfortabsicherung mit hohen Leistungsbeträgen von bis zu 2500 Euro pro Jahr kostet dagegen mehr als 70 Euro monatlich.
Zahnzusatzversicherung
Zahnersatz kann recht teuer sein, sodass der gesetzlich Versicherte häufig auf „einem Großteil der Kosten sitzen bleibt“, sagt Weidenbach. Zusatzpolicen übernehmen anteilig die Kosten für Kronen oder Kieferregulierung. Beim Zahnersatz richtet sich die Versicherung nach den Leistungen der gesetzlichen Kassen und stockt diese auf. So werden auch kostspielige Implantate bezahlt, zumindest teilweise. Auch die professionelle Zahnreinigung kann auf diese Weise mitversichert werden.
Weidenbach weist allerdings auf Tücken in den Formulierungen der Verträge hin. Versicherte sollten vor allem darauf achten, ob die Gesellschaft Leistungen als Anteil der Gesamtrechnung berechnet oder als Anteil des Betrags, der nach Abzug des GKV-Anteils übrig bleibt: „Vierzig Prozent vom Rechnungsbetrag sind unter Umständen mehr Geld als sechzig Prozent vom verbleibenden Restbetrag“, warnt sie. Je nach Leistung muss ein dreißigjähriger Versicherungsnehmer mit einem Monatsbeitrag zwischen 15 und 50 Euro rechnen.

Zuschuss zum Zahnersatz Eine Zusatzversicherung deckt einen Großteil der Kosten ab – auch für teure Implantate
Tagegeldversicherung
Wer sich für Tagegeldversicherungen interessiert, sollte auf einen kleinen, aber wichtigen Unterschied achten: Während beim Krankentagegeld nach einer Karenzzeit das Einkommen im Falle einer Arbeitsunfähigkeit abgesichert ist, wird das Krankenhaustagegeld nur bei einem Aufenthalt im Hospital gezahlt. „Nur das Krankentagegeld ist sinnvoll“, sagt Weidenbach. Lampe ergänzt: „GKV-Versicherten fehlen nach der Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber rund 25 Prozent ihres Nettoeinkommens, freiwillig Versicherten und Selbstständigen oft noch mehr.“ Die Krankentagegeldversicherung schließt diese Lücke für vergleichsweise kleines Geld. So kann ein dreißigjähriger Angestellter mit einem Nettoeinkommen von 1800 Euro seine Lücke schon für etwa 5 bis 10 Euro pro Monat schließen.
Reisekrankenversicherung
Bei Auslandsreisen ist die Police „fast ein Muss für gesetzlich Versicherte“, urteilt Elke Weidenbach. Denn außerhalb der EU und von Ländern, die ein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland haben, zahlt die Kasse nicht, etwa bei einem Krankheitsfall in den USA. Auch der Krankenrücktransport wird generell nicht übernommen. Zudem kann es sein, dass der Patient auf einem Teil der Arztkosten sitzen bleibt. Für die meisten Menschen reicht zur Absicherung ein Normaltarif, der eine Urlaubsdauer von jeweils bis zu sechs Wochen abdeckt. Eine Jahrespolice kostet nur etwa 10 Euro.
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Von Jörg Stroisch
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