An den Börsen geht es so turbulent zu wie lange nicht mehr. Laien fällt es in diesem Umfeld oft schwer, die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen. Vermögensverwaltende Strategien nehmen ihnen diese Aufgabe ab

Als das Drama an den chinesischen Aktienbörsen im August seinen Höhepunkt erreichte, gingen Bilder der Verzweiflung um die Welt: Händler, Großinvestoren und Kleinanleger standen Fassungslosigkeit und manchmal pure Angst ins Gesicht geschrieben angesichts der Minuswerte auf den Monitoren.

Binnen weniger Wochen büßte Chinas Inlandsaktienmarkt fast die Hälfte seines Werts ein, die astronomische Summe von 5.000 Milliarden US-Dollar an Buchgeld wurde vernichtet. Zuvor hatten die Aktien innerhalb eines Jahres ein nicht weniger beeindruckendes Plus von 175 Prozent erzielt, getrieben von immer neuen Spekulationen auf noch größere Kursgewinne.

Die Schockwellen des Börsenbebens in der Volksrepublik sind bis in die USA, nach Japan und Europa zu spüren. Die bange Frage lautet überall: War es das mit dem rasanten Wachstum der Volksrepublik, das über Jahre die Weltwirtschaft befeuert hat?

Nicht nur der Kurssturz in China sorgt bei Anlegern für Nervosität. Die Furcht vor einem Austritt Griechenlands aus der Europäischen Währungsunion (oder seinem Verbleib darin), die schwelenden Konflikte im Nahen Osten und in Osteuropa sowie der anschwellende Flüchtlingsstrom in die EU treiben Akteure an den Märkten zu immer kurzfristigeren Entscheidungen.


DAS ZIEL Nadine Scholz, 25, arbeitet als Ingenieurin bei einem Flugzeugbauer. Ihre Oma hat ihr 25.000 Euro geschenkt, mit denen sich die Hobbysportlerin in rund fünf Jahren einen Traum erfüllen will: ein Wohnmobil kaufen und ein halbes Jahr lang die besten Surfspots in Europa ansteuern.

DER PLAN Scholz will ihr Geld schnell vermehren und wählt eine chancenorientierte Anlagestrategie mit bis zu hundert Prozent Aktienanteil. Nach Kosten sind sechs Prozent Rendite pro Jahr drin – macht in fünf Jahren 33.500 Euro für Camper und Reisebudget.


Kleinanleger reiben sich die Augen, wie schnell sich der Wert ihres Portfolios verändert: So pendelte der Deutsche Aktienindex (Dax) von Mitte April bis Mitte September zwischen 9.300 und 12.400 Punkten. Die Kurse deutscher Staatsanleihen brachen im Mai regelrecht ein, im Gegenzug schnellten die Zinsen in die Höhe, so rasch wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Mittlerweile sind sie wieder abgesackt.

Angesichts der Marktschwankungen fragen sich viele Investoren, wo und wie sie überhaupt noch mit einigermaßen verträglichem Risiko investieren können. Aktienkurse rauschen ebenso schnell wieder in die Tiefe, wie sie zuvor gestiegen sind. Und steigende Zinsen dürften künftig immer wieder für Aufregung an den Märkten sorgen. Wer in diesem Umfeld Verluste vermeiden will, muss schnell reagieren und die Kurse permanent im Auge behalten. Ein Laie kann das kaum leisten.

Je komplizierter die Börsenwelt wird, desto mehr verlangen Anleger nach Sicherheit. Wohlhabende können dazu einen Vermögensverwalter einschalten, der ganz individuell nach ihren Vorgaben handelt. Bei kleineren Anlagebeträgen ist ein solcher Service in der Regel zu teuer. Doch auch hier ist professionelle Unterstützung verfügbar: Bereits ab 50 Euro pro Monat lassen sich sogenannte vermögensverwaltende Fonds nutzen. Deren Manager verwalten das Geld vieler Kleinanleger und investieren es in verschiedene Anlageprodukte, etwa Aktien, Anleihen oder Rohstoffe. Die Fonds betreiben zudem ein aktives Risikomanagement – versuchen also, Verluste zu begrenzen, wenn es an den Märkten turbulent wird.

Bei den Anlegern kommen die Rundum-sorglos-Fonds gut an: Laut Statistik des Investmentverbands BVI steckten Anleger im ersten Halbjahr 2015 fast 24 Milliarden Euro in Mischfonds, worunter auch vermögensverwaltende Produkte gebündelt werden. Die Alleskönner zogen damit deutlich mehr Anlegergelder an als reine Aktien- und Rentenfonds. Hinter dem Boom steckt auch die Hoffnung vieler Anleger, durch den Vermögensmix in turbulenten Marktphasen Verluste zu vermeiden.

Einen Mittelweg zwischen individueller Betreuung und Anlage per Fonds bietet schließlich die fondsgebundene Vermögensverwaltung (siehe Information). Hier stellt ein Manager für seine Mandanten ein Portfolio aus Fonds zusammen, das ihrer Risikoneigung und Anlageperspektive möglichst genau entspricht. Je nach Marktlage kann die Zusammensetzung des Depots verändert werden.


 Vermögensverwaltung mit Fondsstrategien

Ab etwa 10.000 Euro Anlagesumme können Kunden Vermögensverwalter beauftragen, ihr Kapital nach bestimmten Vorgaben in unterschiedliche Fonds zu investieren. Zwei Konzepte im Vergleich:

Die britische Fondsgesellschaft HSBC Global Asset Management bietet über die Augsburger Aktienbank vier vermögensverwaltende Strategien an: SUBSTANZ, BALANCE, WACHSTUM und CHANCE. Während die Substanz-Strategie den dauerhaften Erhalt des Geldwerts zum Ziel hat, sollen die anderen Strategien drei bis sechs Prozent Rendite zusätzlich zum Geldmarktzins erzielen. Der Preis für höhere Renditen liegt in höheren Wertschwankungen. Die Manager investieren in verschiedene ETFs und Fonds – darunter günstige Tranchen, die Privatkunden normalerweise nicht zugänglich sind; zweimal im Monat erfolgt eine Prüfung des Portfolios.

Wer das Risiko scheut, könnte sich mit der TOPSELLER-SELECT-STRATEGIE DEFENSIV der Kölner Investmentboutique Rheinische Portfolio Management anfreunden: Nach systematischer Analyse der bei Profis beliebtesten vermögens­verwaltenden Mischfonds wird das Geld gleichmäßig auf die bestbewerteten zehn Produkte verteilt. Zu Beginn jedes Quartals wird das Portfolio überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die Anlagestrategie verfolgt kein festes Renditeziel, sondern soll Wertschwankungen begrenzen.


Was die Profis dem Laien in beiden Fällen voraus haben: Sie wählen aus einem großen Anlageuniversum die passende Mischung aus Investments aus und versuchen, durch geschicktes Kaufen und Verkaufen in schwierigen Marktphasen Einbußen zu minimieren. Dabei investieren die Manager in der Regel losgelöst von sogenannten Benchmarks, also Vergleichsindizes wie dem Dax. Das macht sie flexibler und unabhängiger bei der Zusammenstellung des Portfolios.

Und darauf kommt es besonders an: Wissenschaftliche Studien belegen, dass bis zu neunzig Prozent des langfristigen Erfolgs eines Investments durch gezielte und durchdachte Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen hinweg bestimmt werden. Sie beeinflusst maßgeblich Rendite und Risiko eines Portfolios – und nicht etwa die Frage, ob man nun besser eine BMW- oder eine Volkswagen-Aktie ins Depot nimmt. „Allokation geht vor Selektion“, sagt Olaf Riemer, Direktor für das institutionelle Geschäft bei der Fondsgesellschaft HSBC Global Asset Management.

Das Timing, also die Frage, zu welchem Zeitpunkt man ein Wertpapier kauft und wann man wieder aussteigt, hat ebenfalls nur einen vergleichsweise geringen Einfluss auf den langfristigen Anlageerfolg.


DAS ZIEL Magnus Fromm ist selbstständiger Möbelbauer, seine Frau Agnes Redakteurin. Die beiden bauen gerade das Haus seiner Eltern für die Familie um, haben ein Jahreseinkommen von 110.000 Euro und 125.000 Euro Rücklagen auf dem Festgeldkonto. 75.000 Euro davon (plus monatlich 250 Euro) wollen sie fürs Studium der Kinder beiseitelegen.

DER PLAN Empfehlenswert ist ein auf Kapitalwachstum angelegter Fondssparplan, der allzu hohe Risiken vermeidet. Erwartbar sind mit einer solchen Strategie etwa vier Prozent Rendite jährlich. Nach zehn Jahren stünden damit fast 150.000 Euro zur Verfügung.


Bei alldem machen Privatinvestoren ohne professionelle Hilfe immer wieder verhängnisvolle Fehler. Viele kaufen lediglich eine Handvoll unterschiedliche Titel – und halten zu lange an Verlustbringern fest. Oder sie stoßen Papiere zu schnell ab, sobald die Kurse nur ein wenig gestiegen sind. Den „richtigen“ Termin zum Ein- und Ausstieg treffen sie bestenfalls zufällig.

Da relativ große Anteile ihres Vermögens in einer Position stecken, fallen die Wertschwankungen des Depots umso größer aus. Teuer ist das Umschichten obendrein: Wer Einzeltitel kauft und verkauft, muss erhebliche Transaktionskosten zahlen. Gerade bei kleinen Stückzahlen sind die Beträge im Verhältnis zur angelegten Summe meist sehr hoch.

Rendite kostet Kleinanleger zudem ihr „Home Bias“. So nennen Börsenpsychologen das weltweit auftretende Phänomen, dass Börsianer bevorzugt zu Aktien heimischer Unternehmen greifen, weil sie ihnen vertrauter sind. Durch die beschränkte Auswahl gehen sie jedoch erhöhte Risiken ein und lassen sich viele Gelegenheiten entgehen.

Fondsmanager investieren zumeist länderübergreifend und können somit mehr Anlagechancen wahrnehmen. Das Gleiche gilt für Vermögensverwalter, die ihre Kundengelder auf verschiedene Fonds verteilen. Die Profis stützen sich dabei auf makro- und mikroökonomische Analysen, Prognosen und Szenarien und verfügen über eine Fülle von Informationen, die Privatinvestoren nicht haben – und auch gar nicht verarbeiten könnten.

Dieses „aktive“ Management steht in starkem Kontrast zur Anlage mit sogenannten Indexfonds (ETFs). Die derzeit sehr beliebten Investmentvehikel bilden quasi automatisch die Entwicklung von Börsenindizes nach und sind schon gegen geringe Gebühr zu haben.

In manchen Segmenten fahren Investoren mit ETFs oftmals besser als mit einem aktiv gemanagten Fonds, in anderen allerdings nicht: „Je breiter der Markt, desto stärker macht sich die Kunst des Fondsmanagements bemerkbar“, sagt Volker Schilling, Vorstandschef von Greiff Capital Management. In einem Test für das Wirtschaftsmagazin „Capital“ kamen die Greiff-Experten im Frühjahr zum Ergebnis, dass aktiv gemanagte Anlageprodukte über Zeiträume von drei bis zehn Jahren vor allem in Märkten mit starken Kursschwankungen gegenüber „passiven“ ETFs im Vorteil waren. Hauptgrund: In Schwächephasen oder bei Verwerfungen an den Börsen haben Fondsmanager die Möglichkeit, zu reagieren – Indexfonds hingegen laufen stur „mit dem Markt“.

Auch in einem weiteren Punkt können Anlageprofis ihren Vorteil gegenüber privaten Einzelinvestoren ausspielen. Anders als Laien haben sie die Kapitalmärkte rund um die Uhr im Blick. Anbieter wie HSBC Global Asset Management fassen ihre Portfolios zwar im Regelfall bloß alle zwei Wochen an – im Fall des Falles können sie jedoch schnell reagieren und bestimmte Titel verkaufen, wenn sich dadurch Verluste vermeiden lassen.

Wer also in einen Fonds investiert hat und für einige Zeit in den Urlaub fährt, muss sich bei möglichen Börsenturbulenzen um sein Vermögen keine Gedanken machen.


DAS ZIEL Barbara und Werner Fuchs sind Anfang sechzig, sie ist Rentnerin, er will in zwei Jahren in Ruhestand gehen. Ihr Haus mit Garten ist abbezahlt, die Rente wird für den Alltag reichen, nun ist eine Lebensversicherung über 140.000 Euro fällig. Das Geld wollen beide so anlegen, dass sie damit möglichst lange Kreuzfahrten finanzieren können.

DER PLAN Für das Ehepaar Fuchs bietet sich eine schwankungsarme Geldanlage an, die sich flexibel anzapfen lässt. Eine eher defensive fondsgebundene Vermögensverwaltung ist dafür ideal. Bei fünf Prozent Wertzuwachs im Jahr hätten die beiden zwanzig Jahre lang je 6700 Euro pro Jahr als Reisebudget, ohne den Kapitalstock anzugreifen.


Die Wahl des passenden Partners in Geldfragen ist Vertrauenssache. Das gilt bei der Vermögensverwaltung mit Fonds in besonderem Maße, sind die Verantwortlichen doch in einer Fülle unterschiedlicher Märkte aktiv, in denen sie sich perfekt auskennen müssen.

Die Kunst bestehe darin, seine Marktmeinung pointiert umzusetzen, aber gleichzeitig auf eine ausgewogene Positionierung zu achten, sagt Stefan Klocker. Der Chief Investment Officer der österreichischen Privatbank Semper Constantia ist der Ansicht, dass sich das Portfoliorisiko der von ihm verwalteten Vermögen nur so bei unerwarteten Korrekturen im Rahmen halten lässt. „Das klingt theoretisch eingängig, macht aber in der Praxis viel Mühe – und erfordert Know-how“, so Klocker.

Einen guten Anbieter erkennen Anleger an einigen markanten Punkten. So zählt bei ihnen eine jährliche detaillierte Vermögensaufstellung durch das Management zum Standard. Die Strategie sollte für Investoren transparent sein und sich nicht ad hoc ändern, sodass Anlageentscheidungen leicht nachvollziehbar sind. Fondsvermögensverwalter bieten zumeist regelmäßige Reportings an, die all diese Informationen liefern.

Ebenfalls wichtig ist eine Auswahl an Produkten, die sowohl die Bedürfnisse vorsichtiger als auch wagemutiger Anleger bedienen: Bei „offensiven“ Strategien überwiegt meist der Aktienanteil im Portfolio, „defensivere“ Ansätze legen den Schwerpunkt eher auf Anleihen.

Vertrauenswürdige Manager achten zudem nicht nur auf Renditechancen, sondern steuern das Portfolio auch nach Risikokriterien. Zum Leistungsversprechen gehören bei ihnen nicht nur Zielrenditen, sondern auch Kennzahlen wie die Schwankungsanfälligkeit einer Anlageklasse („Volatilität“) oder der höchstmögliche Verlust innerhalb einer bestimmten Zeitspanne („Maximum Drawdown“). Diese Werte sollten sich in der Berichterstattung widerspiegeln.

Ganz billig ist die fondsgebundene Vermögensverwaltung nicht. Je nach Ausrichtung zahlen Anleger jährlich ans Management unterschiedlich hohe Gebühren – für offensivere Anlagen bis zu zwei Prozent des Depotwerts. Beim Kauf eines Fonds wird zudem oft ein Ausgabeaufschlag fällig, das sogenannte Agio. Hinzu kommt eine jährliche Verwaltungsgebühr. In der fondsgebundenen Vermögensverwaltung werden Anteile zum sogenannten Rücknahmepreis erworben, somit fallen keine Ausgabeaufschläge an.

Wer den Anbieter sorgfältig geprüft und sich für eine Strategie entschieden hat, die der persönlichen Risikoneigung und dem passenden Anlagehorizont entspricht, spart sich jedoch teure Fehlentscheidungen – und kann seine Zeit sinnvoller nutzen, als besorgt Kurstabellen zu studieren. Eine Entscheidung, die sich in vielen Fällen rechnet.

Von Olaf Wittrock


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