Joggen hält fit und bewegt auch die Seele. Das weiß Bianca Lang aus eigener Erfahrung. Wie man richtig auf Trab kommt, ohne den Körper zu überfordern.

Vor ungefähr 20 Jahren bin ich zum ersten Mal gejoggt. Auf den Feldern hinter meinem Elternhaus. Der Grund war ein Mann. Er war toll, stark, ehrgeizig. Also lief ich hinter ihm her, immer zwei Schritte zurück. Das war kein schönes Gefühl. Aber so fing alles an. Mit dem Willen aufzuholen.

Und so rannte ich los, immer und überall. Quälte mich durch Wälder und immer wieder um die Hamburger Außenalster. Der Körper lernt schnell. Und mit jedem Fortschritt wächst der Spaß an der Sache. „Die ersten körperlichen Veränderungen sieht man bereits nach vier Wochen,“ sagt Björn Schulz, Laufexperte und Personal Coach. „Man sollte langsam anfangen: zwei- bis dreimal wöchentlich 20 Minuten, dreimal bis zu 60 Minuten.“ Bis das individuelle Tempo gefunden ist, gilt: Man muss beim Laufen eine lockere Unterhaltung führen können. Irgendwann lief ich zweimal am Stück um die Alster, und der Mann war plötzlich zwei Schritte hinter mir. Das war ein gutes Gefühl. Mit jedem Fortschritt wächst der Spaß an der Sache.

Gemeinsam mit einem Kollegen meldete ich mich beim Hamburger Marathon an. Wir trainierten drei Monate lang. Die 42,195 Kilometer wollten wir unter vier Stunden schaffen. Warum? Keine Ahnung. Wir wollten es einfach wissen. Am Ende brauchte ich vier Stunden und vier Minuten – und war trotzdem glücklich. Mein Kollege lief drei weitere Marathons, bis er seine Traumzeit von unter 3,5 Stunden erreichte. Mir reichte der eine Erfolg, ich hatte bewiesen, dass ich es kann. Seither laufe ich nur noch für mich.

Ich laufe überall. Gejagt von wilden Hunden über die staubigen Feldwege Ibizas, durchs kalte Sylter Watt oder bei knallender Sonne barfuß über die Strände Kaliforniens. Auf Geschäftsreisen habe ich die Laufschuhe im Gepäck und flitze morgens durch den Englischen Garten in München oder den Regent’s Park in London. „Wichtig ist ein guter Schuh“, sagt Laufprofi Schulz. „Er sollte bequem, aber eng am Fuß sitzen und einen stabilen Schritt gewährleisten.“

Ich trabte noch sechs Wochen vor der Geburt meiner Kinder an der Nord- und Ostsee entlang und stand bereits acht Wochen nach der Entbindung wieder in den Laufschuhen. „Gefährlich“ sei dass, sagten mir die Hebamme und der inzwischen angetraute Mann. Ich rannte trotzdem, denn wenn ich laufe, geht es mir prima. Babys und Beckenboden hat das nicht geschadet. Manche Strecken aus den fast 20 Jahren auf Tour haben mir sogar das Herz geöffnet und mit ihrer Energie und der Schönheit ihrer Landschaft und Natur tatsächlich den Atem geraubt. „Beim Laufen werden Endorphine ausgeschüttet,“ sagt Schulz. „Das macht glücklich.“
PS: Der Ehemann läuft übrigens nicht mehr. Die Knie. Er hat es ein bisschen übertrieben.

 


Meine drei besten Laufstrecken

Die beste Abwechslung

Außenalster, Hamburg: Der Klassiker unter den Laufstrecken der Hansestadt ist die Runde um die Außenalster. Selbst um 1 Uhr nachts oder um 4 Uhr morgens traben hier die Jogger in beide Richtungen – entlang der Segelschulen, Ruderclubs und Freiluft-Cafés, vorbei an der Imam-Ali-Moschee an der Straße Schöne Aussicht und dem amerikanischen Konsulat und über die Kennedybrücke. Langweilig wird es Joggern hier nie: Im Frühling schwimmen Schwanenfamilien auf dem Wasser, manchmal kreuzt eine Sippe Enten oder Gänse die Laufstrecke. Auf den Wiesen wird gepicknickt, Fußball gespielt oder Yoga gemacht.

Zur Mittagszeit an einem sonnigen Sonntag kommt eine Joggingrunde auch einem Spießrutenlauf gleich, so voll kann es werden. Doch dann tutet die „St. Georg“, der älteste Alsterdampfer, oder vorm Café Cliff lässt ein Straßenkünstler riesige Seifenblasen in die Luft – und jeder fühlt sich wohl.
Streckenlänge: 7,8 Kilometer

Die besten Sehenswürdigkeiten

Dresden, an der Elbe: Die Strecke entlang dem nördlichen Ufer von der Augustusbrücke in Richtung der Brücke „Blaues Wunder“ verläuft durch die bis zu 400 Meter breiten, naturgeschützten und unverbauten Elbauen. Ruhig fließt der Fluss zur Rechten, gelegentlich kommt ein Schiff der sächsischen Raddampferflotte vorbei, ansonsten sieht man Spaziergänger und Väter, die mit ihren Kindern Drachen steigen lassen. Manchmal winkt ein Radfahrer.

Der Weg führt an drei architektonischen Perlen aus dem 19. Jahrhundert vorbei: Zuerst erhebt sich Schloss Albrechtsberg am Elbhang, dann das Lingnerschloss, daneben Schloss Eckberg. Dahinter Weinberge und Biergärten. Und bevor man den Rückweg antritt über die blaue Brücke, die „Wunder“ genannt wird, weil zwei Dresdner Brüder sie vor der Sprengung durch die Faschisten bewahrten, entdeckt man noch das kleinste Museum der Stadt: das Lusthäuschen Friedrich Schillers. Hier schrieb der Dichter und Dramatiker einst „Don Carlos“. Nach der Überquerung des Flusses geht es retour. Von diesem Ufer aus sind die Prunkbauten an den Elbhängen noch viel besser zu bestaunen.
Streckenlänge: 10 Kilometer

Das beste Panorama

Reservoir, Central Park, New York City: Bill Clinton, Madonna und Jackie Kennedy sind schon um den 150 Jahre alten Wasserspeicher Manhattans gelaufen. Jeder, der zum ersten Mal durch die Mutter aller Parks joggt, landet an diesem Ort zwischen 86. und 96. Straße – und erliegt seinem Reiz. „Wer hier einmal die Sonne hat auf- oder untergehen sehen, weiß: Das ist der perfekte See, ganz ohne Makel, an dem Ort, an dem man ihn am wenigsten erwartet hat“, sagt der Held im Roman „Marathon Man“.

Tatsächlich ist der Weg um das Reservoir von allen Laufstrecken im Central Park nicht nur einer der wenigen unasphaltierten, sondern der am zügigsten zu bewältigende – jedenfalls solange man sich an die Vorschrift hält und gegen den Uhrzeigersinn unterwegs ist. Da sind die Amerikaner sehr genau. Die New Yorker lieben ihren Park, er ist Herz und Lunge der Stadt. Früher war er auch die wichtigste Wasserquelle. Heute haben die Läufer auf ihren Runden um den See die beste Sicht auf die Skyline der Upper East und West Side. Über den Wipfeln der Bäume thronen die schönsten Stadthäuser, das Guggenheim Museum strahlt durch die Büsche, dazu quaken die Enten. Parkpfleger fegen das Regenwasser aus den Pfützen, damit die Läufer keine nassen Füße bekommen. Als würde sie das stören. Auf dieser Strecke erliegt auch der härteste Kritiker der Schönheit dieser Stadt und vergisst sogar den Krach, den sie macht.
Streckenlänge: 2,5 Kilometer


Tourbegleiter

Mit der richtigen Ausrüstung macht es doppelt Spaß, regelmäßig auf die Strecke zu gehen

Für sie

BRILLE Razor Blades von Oakley, 190 Euro;
LAUFTOP Air Lady aus leichtem Funktionsmaterial, von Gore Running Wear, 39,95 Euro;
ROCK Air Lady mit Reflektoren von Gore Running Wear, 59,95 Euro;
LAUFSCHUH Flyknit Lunar von Nike, 130 Euro

Für ihn

SPORT- UND TAUCHUHR, 45 mm, von Luminox mit Chronografen- und Countdown-Funktion, wasserdicht, 389 Euro;
SHIRT aus Nylon, schnelltrocknend und atmungsaktiv, von Peak Performance, 80 Euro;
LAUFSHORTS feuchtigkeitstransportierend, von Peak Performance, 90 Euro;
SNEAKER Bounce mit Hightech-Federung von Porsche Design Sport by adidas, 400 Euro