Dr. Hans Georg Freiermuth, Direktor Produktmanagement Leben und betriebliche Altersvorsorge (bAV) bei Swiss Life Deutschland, über die optimale Absicherung für den Ruhestand

 

Dr. Hans Georg Freiermuth

Dr. Hans Georg Freiermuth

Herr Freiermuth, geht es nach Bundes­finanzminister Wolfgang Schäuble, werden wir künftig bis 70 arbeiten. Löst eine längere Lebensarbeitszeit das Finanzierungsproblem der Rentenkassen?
Es ist sicher leichter, den Beitragssatz zu stabilisieren, wenn jeder von uns drei Jahre länger arbeitet. Die Rentenlücke wird das jedoch nicht schließen. Langfristig wird sich mit der gesetzlichen Rente maximal ein Netto-Rentenniveau von etwas mehr als
40 Prozent vor Steuern erzielen lassen. Jeder sollte also zusätzlich vorsorgen.

Müssen wir uns angesichts dauerhaft niedriger Zinsen nicht eh darauf einstellen, länger zu arbeiten und zu sparen, damit das Einkommen später reicht?
Die Zahl der Deutschen, die im Alter auf die gesetzliche Grundsicherung angewiesen sind, hat sich in den vergangenen zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Viele werden nicht umhinkommen, länger zu arbeiten, rein aus finanziellen Gründen. Besser ist es, privat fürs Alter vorzusorgen. Und damit sollte man – nicht zuletzt wegen des derzeit niedrigen Zinsniveaus – möglichst früh anfangen.

Sparprodukte werfen kaum noch Rendite ab – und auch die jahrzehntelang beliebte Kapitallebensversicherung gerät weiter unter Druck. Das Bundesfinanzministerium wird den Garantiezins für neue Policen zum
1. Januar 2017 auf  0,9 Prozent senken. Lohnt sich das Produkt noch?

Nein. Wer künftig noch eine klassische Lebensversicherung abschließt, legt sich
über Jahrzehnte auf einen niedrigen Zinssatz bei hohen Garantiekosten fest. Die Lebensversicherung per se ist jedoch nach wie vor für die Absicherung der Langlebigkeit alternativlos. Wichtig ist aber die Wahl des richtigen „Motors“ für den Sparanteil der Versicherung, damit auch im aktuellen Kapitalmarktumfeld langfristig attraktive Renditen erzielt werden können. Je nach Risikoneigung des Kunden bieten sich fondsgebundene Rentenversicherungen, Indexpolicen oder sogenannte Hybridprodukte an. Sie beinhalten neben einer Anlage beim Lebensversicherer zur Darstellung der ausgesprochenen Garantie in der Regel auch einen Aktienanteil.

Wann sollte man damit beginnen, sich über die Altersvorsorge Gedanken zu machen?
Sobald man ins Berufsleben einsteigt. Der Faktor Zeit ist für die Vermögensbildung immens wichtig. Neben der Privatvorsorge kommt je nach der persönlichen Situation auch die staatlich geförderte Vorsorge wie betriebliche Altersvorsorge, Riester- oder Rürup-Rente infrage.

Zuletzt sind die staatlich geförderten Produkte in die Kritik geraten. Zu kompliziert, zu renditeschwach – so lautet der Vorwurf.
Allen Unkenrufen in den Medien zum Trotz lassen sich beispielsweise mit einer Riester-Rente bei voller Ausschöpfung der Zulage deutlich über 3 Prozent „Staats­rendite“ pro Jahr erzielen – also erheblich mehr, als momentan selbst mit lang laufenden Anleihen möglich ist. Und man erhält eine lebenslange Rente.

Die selbst genutzte Immobilie galt stets als wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Angesichts rasant gestiegener Preise fällt es vielen immer schwerer, Wohneigentum zu erwerben. Sollten sie es trotzdem tun?
Wer im Alter mietfrei wohnt, verfügt über mehr freies Kapital. Mieter müssen entsprechend mehr beiseite legen, um später den gewünschten Lebensstandard halten zu können. Die Finanzierungskonditionen am Markt sind jedenfalls nach wie vor attraktiv.

Ein 65-jähriger Mann kann heute damit rechnen, noch 17,5 Jahre zu leben. Eine Frau sogar 20 Jahre und neun Monate. Was raten Sie Menschen, die in den Ruhestand gehen, mit ihrem Ersparten zu tun?
Das hängt von den individuellen Bedürfnissen ab: Reicht die getroffene Altersvorsorge noch nicht aus, ist eine Sofortrente geeignet, die bis zum Lebensende monatlich eine feste Summe garantiert. Wer sich Wünsche wie Reisen erfüllen möchte, sollte Lebensversicherungen mit einer flexibel gestaltbaren Rentenphase in Erwägung ziehen. Oder für einen Teil der Liquidität einen Entnahmeplan wählen, bei dem das Kapital im Lauf der Jahre aufgezehrt wird. Hat jemand vor allem das Wohlergehen der Erben im Blick, sollte er die Weitergabe des Vermögens frühzeitig planen. Hierfür gibt es beispielsweise Lebensversicherungen, die gezielt Vermögen aufbauen und deren Leistung im Todesfall einkommenssteuerfrei an die Erben ausgezahlt wird. Zusätzlich über die Versicherung aufgebaute Liquidität kann zur Begleichung der Erbschaftssteuer mitverwendet werden.

Die Menschen leben länger, nehmen aber auch immer häufiger im hohen Alter Pflegeleistungen in Anspruch. Wie kann man das finanzielle Risiko am besten absichern?
Die Entwicklung der Pflegekosten ist schwer kalkulierbar, da sich die Regeln des Gesetzgebers immer wieder ändern. Versicherungen, die ausschließlich für die Finanzierung der Pflege eingesetzt werden dürfen, sind eine Option. Eine andere ist es, mit Fonds­anlageprodukten Liquidität anzusparen. Die Absicherung des Pflegerisikos sollte möglichst in der Familie besprochen werden, denn im ungünstigsten Fall muss die nachfolgende Generation für die Kosten aufkommen. Kinder haften für ihre Eltern – und auch für die Schwiegereltern!

Interview: Christian Baulig


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