Anleger können in Deutschland aus mehr als 8500 Investmentfonds wählen. Doch wie findet man die Produkte heraus, die in allen Marktphasen besonders gut abschneiden? Ein Besuch bei den Fondsprofis von Swiss Life in Hannover
Fantreue Müller steht fest zum Hamburger Sport­verein. Schneiden Fonds dauerhaft schlecht ab, ist er weniger zimperlich

Fantreue Müller steht fest zum Hamburger Sport­verein. Schneiden Fonds dauerhaft schlecht ab, ist er weniger zimperlich

Keinem Besucher der Swiss Life-Zentrale in Hannover bleibt verborgen: Dr. Felix Müller ist HSV-Fan. Sein Büro hat der Direktor des Produktmanagements Investment mit Devotionalien des Hamburger Fußballvereins geschmückt: Strohhut und Kaffeetasse auf dem Sideboard tragen die HSV-Raute, ein Plexi­glas-Objekt auf dem Schreibtisch dokumentiert, dass der Verein seit Bestehen der Bundesliga noch nie zweitklassig gespielt hat. Der Fußball liefere ihm Anschauungsmaterial für seine tägliche Arbeit, sagt der Norddeutsche und lächelt: „Man muss immer schauen, dass alle Positionen bestmöglich besetzt sind.“

Das gilt auch für die Fondsauswahl für Swiss Life Select. Gemeinsam mit Kollegen hat Müller vor etwa 13 Jahren einen Prozess entwickelt, mit dem aus gut 8500 Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind, rund 80 Angebote bestimmt werden, die Swiss Life Select je nach Anlegerprofil und Anlagehorizont zum Kauf empfiehlt. „Wir wollen nur Fonds, die in der Champions League spielen“, sagt Müller. Klassiker wie der Morgan Stanley Global Brands, der JP Morgan Pacific Equity oder der Nordea European Value stehen bereits seit mehr als zehn Jahren auf der Empfehlungsliste.

Die Auswahl wird fortlaufend überprüft, mehrmals im Jahr werden je nach Situation zwischen etwa 5 bis 15 Fonds ausgetauscht. Jeder Neuaufnahme geht ein aufwendiges Verfahren voraus, bei dem das fünfköpfige Team die Fonds intensiv prüft. Im ersten Schritt schauen sich die Experten jede Menge Zahlen an. Vor allem wollen sie wissen: Wie hat sich ein Produkt in Krisenjahren geschlagen? Und wie hat es sich im Aufschwung entwickelt?

Jens Kollmeier, Analyst im Investmentteam, kontrolliert auf seinem Bildschirm gerade eine lange Zahlenreihe. Die Informationen liefern spezialisierte Datenbanken, der Zugang kostet Swiss Life jährlich den Gegenwert eines Mittelklassewagens. Mit ein paar Klicks lassen sich Fonds klassifizieren und innerhalb der Vergleichsgruppe nach quantitativen Kriterien analysieren: etwa nach maximalen Kursrückschlägen, längsten Verlustperioden, Risikokennziffern. „Top-Fonds prüfen wir im Rahmen der qualitativen Analyse intensiv“, sagt Kollmeier.

In der Regel sind das Fonds mit einem besonders aktiven Management. „Wir bevorzugen Produkte, bei denen die Verantwortlichen in ihren Anlageentscheidungen möglichst frei sind“, sagt Müller. Vor allem bei den seit einigen Jahren überaus beliebten Mischfonds, die gleichzeitig in Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere investieren dürfen, achtet das Team darauf, Produkte herauszupicken, die flexibel genug sind, um etwa bei Börsenrückschlägen den Aktienanteil schnell auf null zurückzufahren. „Das ist gerade in der jetzigen Marktlage wichtig“, so Müller.

Bei sehr großen Fonds, die mehr als 10 Milliarden Euro an Kundengeldern verwalten, sind die Profis besonders vorsichtig – vor allem, wenn sie in relativ kleinen Anlageklassen investieren. „Solche Dickschiffe machen sich die Wertentwicklung manchmal durch ihr Volumen selbst kaputt“, erklärt Müller. Einige Fonds besitzen erhebliche Anteile an einzelnen Aktiengesellschaften. Stellen sie diese Papiere zum Verkauf, besteht die Gefahr, dass der Aktienkurs allein aufgrund der Größe des Auftrags ins Rutschen kommt. Zu klein dürfen die Produkte jedoch auch nicht sein. „Verwaltet ein Fonds weniger als etwa 20 Millionen Euro, belasten die Fixkosten die Wertentwicklung oft zu stark“, sagt der promovierte Ökonom.

 

Lagebesprechung Mit Analyst Jens Kollmeier geht Müller den Prospekt eines neuen Fonds durch

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Passt ein Fonds formal ins Raster, folgt eine intensive qualitative Analyse. Dabei geht es darum zu prüfen, ob ein Vergangenheitserfolg wiederholbar ist. „Verstehen wir einen Fonds beziehungsweise seine Funktionsweise nicht, lassen wir die Finger davon“, betont Müller. Eine solche Prüfung dauert manchmal drei Monate, manchmal aber auch deutlich länger. Müller und seine Kollegen fordern Informationen an, haken telefonisch nach. Überzeugt ein Produkt danach immer noch, laden die Experten zum persönlichen Gespräch ein. Fast täglich sind Vertriebsexperten oder Fondsmanager in Hannover zu Gast.

So wie an diesem Tag Mario Künzel. Der Prokurist der Vermögensverwaltung DJE Kapital ist aus der Nähe von München angereist, um zwei Fonds vorzustellen. Er spricht über das „sehr gute Risiko-Ertrags-Verhältnis“, über die „hohe Ausschüttungsquote“ und „ethisch einwandfreie Anlagen“, präsentiert Grafiken zu Wertentwicklung und Kursschwankungen. Müller hört zu, tippt Stichpunkte in seinen Laptop. „Wir müssen verstehen: Wofür steht der Fonds?“, sagt er.

Tabellenstand Datenbanken liefern erste Hinweise darauf, welche Fonds einer genaueren Analyse unterzogen werden sollten

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Der Experte will wissen, wie DJE mit Anleihen trotz Niedrigzinsen künftig noch Geld verdienen will, erkundigt sich nach der Hausmeinung zur Entwicklung an den Aktienmärkten. Nach einer knappen Stunde ist das Gespräch beendet. „Gut erklärt“, lobt Müller und klappt seinen Laptop zu. Ob einer der Investmentfonds künftig von Swiss Life Select empfohlen wird, wird sich zeigen, sobald die Gesellschaft weitere Fragen beantwortet hat.

Für Fondsanbieter ist es attraktiv, auf die Empfehlungsliste zu kommen. Immerhin stellen die mehr als 2000 Investmentberater von Swiss Life Select und der Schwestermarken tecis und HORBACH einen erheblichen Anteil aller Finanzanlagenvermittler in Deutschland dar. Manchmal optimieren die Anbieter sogar ihre Fonds, um den Kriterien der Hannoveraner zu genügen. „Wir sind Ideen- und Impulsgeber“, sagt Müller.

Wer es auf die Liste schafft, hat jedoch nicht ausgesorgt. Die Fonds bleiben unter strenger Beobachtung. „Invest and control“ nennt Jens Kollmeier dieses Vorgehen – investieren und kontrollieren. Dabei spielt die Situation an den Finanzmärkten eine wichtige Rolle: „Je nach Spielverlauf muss man manchmal einen offensiven Außenverteidiger gegen einen Innenverteidiger tauschen“, erklärt Fußballfan Müller.

Bei ihrer Auswahl legen die Investmentexperten den Schwerpunkt auf Fonds mit einem breiten Anlagespektrum – etwa weltweit investierende Mischfonds, die für mittel- bis längerfristige Anlagen geeignet sind. „Die meisten Kunden wollen ihr Depot möglichst selten umschichten. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen“, sagt Müller.

Die Fonds sind in fünf Risikoklassen unterteilt – von A für „risikoarm“ bis E für „spekulativ“. Der Schwerpunkt liegt in den Kategorien B und C. Risikofreudige Naturen, die sehr langfristig planen und ihrem Depot einen zusätzlichen Kick geben wollen, finden auf der Empfehlungsliste allerdings auch einige „Spezialitäten“, die von den Fondsprofis entdeckt wurden.

 Ballwechsel Müller lässt sich von einer Fondsmanagerin deren Strategie erklären

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So fand Anfang dieses Jahres der Schroders-Global-Energy-Fonds den Weg auf die Empfehlungsliste. Ein Energiefonds? Bei Ölpreisen, die so niedrig sind wie seit sieben Jahren nicht mehr? Müller ist überzeugt, dass dies ein vorübergehendes Phänomen ist: „Viele Schwellen­länder werden in den kommenden Jahren mit hohen Raten wachsen – und die benötigen jede Menge Energie. Wir können uns nicht vorstellen, dass der Ölpreis dauerhaft bei 30 bis 40 Dollar pro Fass bleibt.“ Nach jahrelanger Talfahrt hat der Fonds seit Jahresbeginn um circa 10 Prozent zugelegt.

Dass der Ölpreis in diesem Frühjahr an einem Tag schon mal um 7 Prozent einknickte, weil sich die OPEC-Staaten wieder einmal nicht auf Förderobergrenzen einigen konnten, beunruhigt Müller nicht. „Das ist ein Investment mit Blick auf die kommenden zehn Jahre“, so Müller. „Wir lassen uns nicht durch Tagesereignisse von unseren Überzeugungen abbringen.“ Einige Anteile des Schroders-Fonds hält der 50-Jährige auch in seinem privaten Depot. Müller stellt klar, dass dieser Teil seines Anlagevermögens als Altersvorsorge gedacht ist. „Das Ersparte für den nächsten Sommerurlaub liegt auf einem Tagesgeldkonto.“

Von Christian Baulig


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